Die LIGNA, das ist eine Messe für das Holzhandwerk, die alle zwei Jahre stattfindet. In diesem Jahr hatte ich das Glück, das Geschehen auf dem Messegelände in Hannover aktiv begleiten zu dürfen. Aber ist das noch Handwerk?
Da geht man durch große Hallen in denen ganze automatisierte Fabriken, meist sogar 2-geschossig mit integrierten Brücken und Wandelgängen, aufgebaut sind. Die funktionieren auch noch, na ja, sie tun jedenfalls so. Vorkonfektionierte Standardabläufe werden ganz praktisch gezeigt: da wird gebohrt, geleimt, geschnitten, gedreht, …
Aber Menschen? Die sieht man kaum. Doch, schon, die Besucher sind ja da. Die schauen sich das alles staunend, interessiert, kopfschüttelnd, ergeben an. Ich frage mich, wo in Europa noch Flächen von dem benötigten Ausmaß gefunden werden, auf denen diese Fabrikroboter platziert werden können. Gut, die meisten sind Zur-Schau-Stellung des Vermögens der Handwerkssparte Industrie, außerhalb Europas sicherlich gut zu platzieren, die Messe ist ja auch ein Magnet für die ganze Welt.
Auf einmal, ohne daran zu glauben, sticht zwischen den vielen großen Robotern etwas hervor, das die Menschen wirklich wie einen Magneten anzieht. Da bewegt sich was aus Holz, das produziert was anderes aus Holz und dann sind da auch noch Menschen, die diese Kleinserienmaschinen bedienen. Puuuh – doch noch was Kreatives, was für die Zimmerer und Tischler unter den Besuchern, für die ihr Handwerk Leidenschaft & Lebenselixier bedeutet, wie ein Lichtblick erscheinen muss . Sie wollen noch lange unter sich bleiben und fachsimpeln über Vorschubkräfte, Schrittgeschwindigkeiten, Torsionseffekte, Spahn und Spannung.
Industrie 4.0 ist allerorten zu sehen, zu spüren, zu riechen – nur im Holzhandwerk fühlt es sich anders an: euphorischer, gemächlicher, menschlicher. Schön wäre, wenn das so noch lange bleibt.
Herzlichst, Ihre Dr. Marion Steinert